Was ist ein betriebliches Ausbildungskonzept und wozu ist es gut?

Für die Ausbildung eigener Lernender erstellen Sie ein betriebliches Ausbildungskonzept. Vielerorts wird ein schriftliches Konzept gar vom zuständigen Berufsbildungsamt verlangt. In diesem Artikel zeige ich auf, wozu Sie ein Ausbildungskonzept benötigen und wie Sie dieses ganz einfach selber erstellen.

Bei der Entwicklung eines betrieblichen Ausbildungskonzepts stellen Sie sich gleich zu Beginn wichtige Fragen im Zusammenhang mit der Ausbildung Ihrer Lernenden. Und Sie suchen nach Antworten, die auf Ihre spezifische Ausbildungssituation und Ihre betrieblichen Ziele zugeschnitten sind. Ein betriebliches Ausbildungskonzept beschreibt, welche Inhalte Sie ausbilden, wer für die Ausbildung in Ihrem Betrieb verantwortlich ist und wie die Ausbildung Ihrer Lernenden zeitlich abläuft.

Wozu brauchen Sie ein betriebliches Ausbildungskonzept?

Ein gutes betriebliches Ausbildungskonzept unterstützt, leitet an und ermöglicht eine bessere Orientierung an Ihren betrieblichen Zielen.

Ein gutes, betriebliches Ausbildungskonzept ist modular aufgebaut und lässt sich einfach an neue Gegebenheiten anpassen.

Ich empfehle Ihnen die frühzeitige Erstellung Ihres Ausbildungskonzepts aus folgenden Gründen:

  • Sie orientieren sich an Ihren betrieblichen Zielen
    Sie legen die betrieblichen Ausbildungsziele fest und entwickeln einen konkreten Plan, wie Sie diese während der Lehrzeit erreichen. Damit erfolgt die Ausbilung Ihrer Lernenden zugeschnitten auf Ihre betrieblichen Prioritäten und Strategien.
  • Sie beugen Überraschungen vor
    Sie erhalten eine umfassende Übersicht der geplanten Ausbildung, erkennen Herausforderungen frühzeitig und vermeiden kurzfristige Überraschungen. Das gibt Ihnen Orientierung und Sicherheit für die Ausbildung Ihrer Lernenden.
  • Sie unterstützen Ihr Lehrstellenmarketing
    Mit Hilfe Ihres Ausbildungskonzepts beschreiben Sie die wichtigsten Aspekte Ihrer angebotenen Lehrstelle. Damit gewinnen Sie Ihre Geschäftsleitung, weitere Berufsbildende und zukünftige Lernende für Ihr Vorhaben.
  • Sie beschleunigen den Bildungsbewilligungs-Prozess
    In einigen Kantonen wird ein schriftliches Ausbildungskonzept vom zuständigen Berufsbildungsamt für die Erteilung einer Bildungsbewilligung vorausgesetzt. Wenn Sie diese bereits vorbereitet haben, beschleunigen Sie den Bewilligungsprozess.

Diese Inhalte sollten nicht fehlen

Ein gutes betriebliches Ausbildungskonzept ist kompakt. Zu Beginn empfehle ich Ihnen, sich auf die Beantwortung folgender Fragen zu fokussieren:

  • Wer ist für die Ausbildung künftiger Lernender in Ihrem Betrieb verantwortlich?
    Handelt es sich dabei um eine einzelne Person oder teilen sich verschiedene Personen diese Aufgabe? Welche Rolle haben diese Personen in Ihrem Betrieb? Und welche Qualifikationen (Aus- und Weiterbildungen sowie berufliche Erfahrung) bringen diese jeweiligen Personen mit?
  • Welche Aufträge und Projekte können Ihre Lernenden erarbeiten?
    Welche Arbeiten sind in Ihrem Betrieb für die Ausbildung Ihrer Lernenden geeignet? Welche Arbeitserfahrungen müssen Sie Ihren Lernenden ermöglichen um die Erreichung ihrer Ausbildungsziele sicherzustellen?
  • Wie läuft die betriebliche Ausbildung Ihrer Lernenden zeitlich ab?
    Sind Lernende immer am gleichen Ort oder ermöglichen Sie Ihren Lernenden das Sammeln von Erfahrungen in verschiedenen Praxisstellen? In jedem Fall gilt zu definieren, wer wann für die Betreuung der Lernenden zuständig ist und in welcher zeitlichen Abfolge die im Bildungsplan vorgegebenen Ausbildungsinhalte erarbeitet werden.

Einfache Anleitung für die Erstellung Ihres Ausbildungskonzepts

Die Erstellung ihres betrieblichen Ausbildungskonzepts erfolgt in vier einfachen Schritten.

1. Schritt: Berufsbild genauer kennenlernen

Machen Sie sich schlau und lernen Sie das aktuelle Berufsbild Ihres gewünschten Lehrberufs besser kennen. Beachten Sie dabei: Gerade die ICT-Lehrberufe haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt und die Anforderungen an Lehrbetriebe, Berufsbildende und Lernende haben sich mitverändert. Orientieren Sie sich deshalb bei Ihrer Vorbereitung immer an den aktuellsten berufsbeschreibenden Dokumenten. Für alle ICT-Lehrberufe finden Sie diese auf der Webseite von ICT Berufsbildung Schweiz.

Vor allem die Bildungspläne und die Bildungsverordnungen sind für die betriebliche Ausbildung relevant und beschreiben, welche betrieblichen Ausbildungsziele erreicht werden sollen und wie die Ausbildung insgesamt abläuft. Ich empfehle Ihnen, sich vor der Erarbeitung des nächsten Schritts ausführlich mit dem Bildungsplan auseinanderzusetzen und aufkommende Fragen zu kären. Gerne erkläre ich Ihnen den Bildungsplan und die berufsspezifischen Anforderungen auch persönlich und freue mich bei Bedarf auf Ihre Kontaktaufnahme.

2. Schritt: Betriebliche Ziele festlegen

Legen Sie Ihre betrieblichen Ziele fest, an denen Sie sich in Ihrer Ausbildung orientieren. Eine passende Leitfrage könnte wie folgt lauten: «Wieso ist uns die Ausbildung von Lernenden in unserem Betrieb wichtig?» oder «Wieso wollen wir uns für die Ausbildung von Nachwuchs-Fachkräften engagieren?».

Überlegen Sie sich gleich zu Beginn, welche betrieblichen Ziele Sie mit der Ausbildung Ihrer eigenen Lernenden verfolgen möchten.

Weitere mögliche betriebliche Ziele lauten z.B. wie folgt:

  • Wir wollen Schülerinnen und Schüler für ICT-Lehrberufe begeistern und bieten mindestens zweimal jährlich einen Schnuppertag für sie an.
  • Wir wollen die besten Lernenden und ermöglichen unseren Top-3-Bewerbern deshalb vor der Lehrvertragsunterzeichnung ein Probearbeiten.
  • Wir wollen eine attraktive und marktgerechte Ausbildung von Fachkräften bieten und ermöglichen unseren Lernenden während ihrer Lehrzeit den Erwerb einer fachlichen Zertifizierung.
  • Wir wollen unserem Fachkräftemangel entgegenwirken. Wir übernehmen deshalb soweit Möglich eigene Lernende nach ihrer Lehrzeit und bieten ihnen mindestens eine befristete einjährige Stelle nach ihrem Lehrabschluss an.

Oft ist es gar nicht so einfach, eigene betriebliche Ziele zu bestimmen. Falls es Ihnen aber gelingt, ein bis zwei Schwerpunkte festzulegen, gewinnen Sie damit zusätzliche Orientierung für die Ausbildung Ihrer Lernenden.

3. Schritt: Ausbildende Personen(en) bestimmen

Wissen Sie bereits, welche Personen die Ausbildung Ihrer Lernendne in Ihrem Betrieb zukünftig sicherstellen? Unter anderem folgende Aufgaben sollten Sie verteilen:

  • Hauptverantwortung, Ausbildungsplanung und Ausbildungsmangement
    Bestimmen Sie eine hauptverantwortliche Person, die den Lead für die Ausbildung Ihrer Lernenden übernimmt und auch als Hauptansprechsperson für externe Stellen (z.B. das Berufsbildungsamt und die Berufsfachschule) zur Verfügung steht. Diese Person ist auch verantwortlich für die Ausarbeitung des Ausbildungskonzepts, die fortlaufende Ausbildungsplanung, die Fortschrittskontrolle und die Qualitätssicherung.
  • Fachliche Betreuung, Führung und Aufgabenplanung
    Bestimmen Sie beliebig viele Personen in Ihrem Betrieb, auf die Sie die fachliche Ausbildung, die Führung und die Aufgabenplanung Ihrer Lernenden aufteilen können. Falls Sie die Ausbildung Ihrer Lernenden auf verschiedene Mitarbeitende in Ihrem Betrieb abstützen können bereichert dies Ihre Ausbildung, allerdings erhöht dies auch den Koordinationsaufwand.
  • Coaching
    Ob Götti-Prinzip oder Tandem, viele Lehrbetriebe stellen Ihren Lernenden in irgendeiner Form eine Person zur Verfügung, die sie in ihrer Entwicklung und in ihrem Lernprozess unterstützt. Das können z.B. auch ältere Lernende sein.

Wichtig ist vor allem, dass sich alle eingesetzten Personen mit Motivation an der Ausbildung Ihrer Lernenden beteiligen. Machen Sie deshalb gerne etwas Werbung in Ihrem Betrieb und suchen Sie Verbündete.

Rühren Sie die Werbetrommel und fragen Sie Ihre Kolleg*innen, wer sich an an der Ausbildung Ihrer Lernenden beteiligen kann und will.

Halten Sie passende Personen in Ihrem betrieblichen Ausbildungskonzept fest und geben Sie auch jeweils an, was ihre beruflichen und berufsbildungsspezifischen Qualifikationen sind.

4. Schritt: Zeitlichen Ablauf planen

Beschreiben Sie in einem letzten Schritt, wie Ihre betriebliche Ausbildung zeitlich abläuft. Bis wann werden welche Ausbildungsziele erreicht? In welcher Reihenfolge erarbeiten Lernende bestimmte Aufgaben und Projekte? Wer ist wann für die fachliche Betreuung und Führung Ihrer Lernenden verantwortlich? Orientieren Sie sich bei der Erstellung Ihrer Grobplanung (z.B. auf Monats-Basis) an den Inhalten des Bildungsplans und ihren betrieblichen Zielen.

Fazit: Einfach loslegen

Sie können Ihr betriebliches Ausbildungskonzepts mit wenig Aufwand selber erstellen. Bei der Beantwortung zentraler Fragen gewinnen Sie Sicherheit und Orientierung. Sprechen Sie mit anderen Mitarbeitenden über Ihre Lernenden-Ausbildung und versuchen Sie, Verbündete zu gewinnen, die sich tatkräftig an der Ausbildung Ihrer Lernenden beteiligen wollen. Dann gelingt die Erstellung Ihres Ausbildungskonzepts und die Ausbildung Ihrer Lernenden im Nu.

Noch Fragen?

Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme unter hallo@eduworks.ch und 031 924 30 30.